Mir war wohlig warm als ich die Glen Els Distillery verlass. Das Whisky-Tasting war sehr spontan und so musste meine Frau dann das Fahren übernehmen. „Und was machen wir jetzt?“ fragte sie mich. Wir hatten keine Kinder dabei und noch den ganzen Vormittag Zeit.
„Auf nach Schierke!“ säuselte ich leicht angetrunken. So fuhr sie also Richtung Schierke los, währenddessen ich auf Google Maps die Location suchte. Ich hatte da eine Idee…
Als wir an den Koordinaten ankamen sah ich nur eins: Bauzaun! „Oh man“ entfuhr es mir. Meine bessere Hälfte machte sich auf, etwas essbares im Dorf zu suchen und so hatte ich Zeit, die Location erstmal genauer zu betrachten. Von vorn machte sie noch einen guten Eindruck, welcher sich aber auf der Rückseite schnell verflüchtigte. Hier sah man schon, wie marode der Bau war.
Aber das ist ja genau mein Ding. Natürlicher Verfall. So suchte ich nach einer Lücke im Zaun, die sich auch schnell fand. Den Spuren im Schnee zur folge, war ich auch heute nicht der einzige, der diesen Weg nahm. Am Hintereingang angekommen, huschte ich schnell in das Gemäuer.
So stand ich in der Eingangshalle, welche früher bestimmt recht eindrucksvoll seine Gäste empfang. Ich erkundete zuerst das Erdgeschoss. Hier war früher der Speisesaal, welcher heute komplett eingefallen ist. Ich machte mehrere Fotos, wegen den schwierigen Lichtverhältnissen, immer mit Stativ. Im Obergeschoss angekommen fand ich die Besucherzimmer. Der Putz war hier schon vor langer Zeit von den Wänden gefallen, aber Lampen und Gardinen hielten sich immer noch an den für sie vorgesehenen Plätzen. Sehr morbide anzusehen. Gefällt mir sehr!
In dem Verbindungsraum, in dem das Foto entstand, sah man sofort, das es hier einmal gebrannt hatte. Die Wände waren vom Ruß geschwärzt. Deshalb betrat ich den Raum auch nicht weiter. Der Boden sah nicht sehr vertrauenserweckend aus.
Aber dieser rote Sessel, der scheinbar nichts von dem Feuer abbekommen hatte, zog mich in seinen Bann. Dazu hatte sich Moos auf den Bodendielen gebildet. Das mochte ich auf anhieb und machte mehrere Fotos im Hoch- und Querformat. Somit hatte ich alles gesehen und abgelichtet und machte mich, zusammen mit meiner Frau, zurück auf den Heimweg.
Später, bei der Entwicklung habe ich, neben der normalen Bearbeitung, eine leichte Vignette eingefügt und die Schatten in der Gradationskurve die Schatten angehoben. Dadurch kommt der morbide Scharm des Verfalls noch besser zu Geltung, findet Ihr nicht?